RAND

Tetrissteine philosophieren über das sich-ineinander schieben, Astronauten, am Rande des Weltalls verloren, stellen lethargisch echtes Essen nach, Soziologen richten untereinander ein Massaker an: Gedanken über Gruppendynamiken, Monologe über den Rand der Welt, den Rand der Gesellschaft und den Rand des Wahns: Eine Gruppe beobachtet die andere und es sprechen das letzte Einhorn, ein liebeshungriger Terrorist, die Feuerwehr, eine Mickey Mouse, ein Priester, der Chor der Kakerlaken. Am Ende gibt es eine Handlung oder vielleicht doch nur eine Geiselnahme, es wird gestorben, wiedergeboren und den Zuschauern werden Waffen gereicht. Aber keine Panik, wir sitzen bequem, in unserer festen Mitte! / Leseproben ⇓ / BUCH


KLAGENFURTER ENSEMBLE, R: JOSEF MARIA KRASANOVSKY (P 01.03.2023)

SCHAUSPIELHAUS WIEN, R: TOMAS SCHWEIGEN (UA 30.09.2020)

THEATER VORPOMMERN, R: DAVID CZESIENSKI (DEA 22.01.2022) 

FREIES ENSEMBLE JEDERMENSCH IM OST-PASSAGE THEATER LEIPZIG, R: LUCA HEINRICH (P 30.9.22)


INSZENIERUNGEN

KLAGENFURTER ENSEMBLE – RAND

(Premiere: 1.3.23), Regie: Josef Maria Krasanovsky, MIT: Claudia Carus, Johanna Hainz, Simona Sbaffi, Benjamin Kornfeld, Gernot Piff sowie Markus Meierhofer als Special-Guest. Solografie & Bewegungscoaching: Gisela Elisa Heredia, Videodesign: Dominika Kalcher.

         

Zerbrechen der Gesellschaft am „Rand. „Rand“ ist die erste Eigenproduktion des Klagenfurter Ensembles in diesem Jahr. Das Stück von Miru Miroslava Svolikova hat es in sich: Das Zerbrechen der Gesellschaft, Klimawandel und Terrorismus sind nur drei der großen Themen, die Regisseur Josef Maria Krasanovsky auf die Bühne bringt. (ORF Kärnten, 10. März 2023)

„Mit der Premiere von >Rand< (…) übertrifft er (Regisseur Josef Maria Krasanovsky, Anm.) sich mit seinem großen Team in Sachen rasanter Trash aber selbst: Josef Maria Krasanovsky (…) hat die ineinander verwobenen Textflächen so poetisch und fantasievoll in Szene gesetzt, wie sie geschrieben sind. Mit der lustvoll agierenden Darstellerriege (…) bleibt die über zwei Stunden lange Aufführung kurzweilig.“ – Kleine Zeitung (Karin Waldner-Petutschnig)

„ke begeisterte Mittwoch zur Premiere mit erster Eigenproduktion >Rand<. Die Bühne (…), die sich im gleichnamigen Stück Miru Miroslava Svolikovas zum trashigen Hochgeschwindigkeitsakt mit universeller Aussage verdichten wird. Ein Glücksfall für die erste Eigenproduktion des klagenfurter ensembles (ke) im heurigen Jahr ist aber nicht nur Krasanovskys bitterböse Inszenierung (…). Und so knallen zur groovig-poppigen Musik und plakativen Comic-Videos (Dominika Kalcher) schnell >geschnittene< Settings mit Nummernrevue-Charakter ins Auge (…). Fazit: Gesamtkunstwerk aus Text, Regie und Schauspielkunst (…) über viele Ränder getragen.“ – Kronen Zeitung (Irina Lino)


SCHAUSPIELHAUS WIEN – RAND

(Premiere: 30.09.2020), Regie: Tomas Schweigen. MIT: Vera von Gunten, Jesse Inman, Sophia Löffler, Sebastian Schindegger, Til Schindler. Bühne: Stephan Weber, Kostüme: Giovanna Bolliger, Musik: Dominik Mayr, Ton: Benjamin Bauer, Kamera: Steven Heyse, Licht: Oliver Mathias Kratochwill, Schnitt: Dominic Kubisch, Dramaturgie: Anna Hirschmann, Lucie Ortmann, Regieassistenz: Johanna Mitulla.

„Die Autorin reflektiert darin unterschiedliche Dimensionen von Grenzziehung über Gruppendynamik. Themen die dabei behandelt werden sind unter anderem Ausschluss, Gemeinschaft und Perspektiven.“ Ö1

„Atmosphärisch-abstrakte Szenen wechseln sich mit absurd-komischen ab, um den Wahnwitz der Grenzziehung offenzulegen. Neben dem ausgezeichneten Ensemble überzeugt vor allem die Lichtdramaturgie in Zusammenspiel mit Stephan Webers Bühnenbild. Es ist von übergroßen Stoffballons dominiert, die sich in der Eröffnungsszene minutenlangbedrohlich aufplustern und die Spielenden am Ende an die Rampe – den Rand – drücken.“ FALTER

„Wirklich großartig ist der Kakerlakenpriester“, der gerne Gift predigt. Herrlich sind auch der schüchterne Terrorist, das traurige letzte Einhorn, das darunter leidet, dass sich jeder an seinem Horn reiben will, und die hungrige, verzweifelte Mickey Mouse auf der Suche nach Käse.“ KURIER

„»Rand« von Miroslava Svolikova erfreut mit Fantasie, inhaltlich, szenisch, spielerisch. Und ganz toll ist die Optik. (…) Starke Szenen sind jene mit dem letzten Einhorn, das kein Präparat im Naturhistorischen Museum sein möchte – oder der Terrorist, der von Vorfahren erzählt, die in ihm wohnen und nach Rache schreien. (…) Am Ende schiebt sich das Bälle-Universum bedrohlich aufs Publikum zu. Bühnenbild und Kostüme (Stephan Weber, Giovanna Bolliger) sind die Highlights dieses Abends. (…) Insgesamt: sehenswert, manchmal rätselhaft.“ DIE PRESSE

„Retro-Nostalgie vermählt sich mit Space-Age-Futurismus und wenn die drei Soziologen auf die Bühne kraxeln, dann vermeint man sogar, in einem Thriller zu sitzen. Eine von ihren Kollegen gemobbte Soziologin bringt mithilfe eines Tetris-Stein-Beines ihre Wissenschaftskollegen um. Das ergibt (als Projektion auf den Ballonen) ein schönes Blutbad.“ DER STANDARD

„Vera von Gunten, Jesse Inman, Sophia Löffler, Sebastian Schindegger und Til Schindler schlüpfen immer wieder in neue Kostüme und zwängen sich an den Riesen-Ballons vorbei auf die Bühne, um über das Verhältnis von Zentrum und Rand zu philosophieren, allerlei Gruppendynamik zu entwickeln und der Fantasie freien Lauf zu lassen.“ APA

„Surreale Abgründe tun sich da auf, minimalistisch verschieben sich Worte, sehr musikalisch komponiert diese Autorin. Im Wiener Schauspielhaus hat Tomas Schweigen nun Svolikovas jüngstes Stück Rand“ uraufgeführt, eine aberwitzige Reflexion über alles, was wir an den Rand drängen, über kollektive Ängste und gesellschaftliches Versagen. (…) All das passiert ohne erhobenen Zeigefinger, äußerst komödiantisch.“ PROFIL

Die Autorin entwirft mit ihrem bizarren Figurenarsenal eine Reihe an absurden Miniaturen, die Regisseur Schweigen und sein fünfköpfiges Ensemble als kurzweiligen Bilder-Reigen gut gelaunt auf die Bühne bringen.“ WIENER ZEITUNG

Miroslava Svolikova hat in ihrem Stück mit vielen Figuren den Ist-Zustand der Welt gezeichnet. Regisseur Tomas Schweigen übersteigert dies mit sehr bunter Fantasie. KRONEN ZEITUNG


THEATER VORPOMMERN – RAND

 (Premiere: 22.02.2022), Regie: David Czesienski, MIT: Susanne Kreckel, Amelie Kriss-Heinrich, Katharina Rehn, Jan Bernhardt, Anjo Czernich. Bühne & Kostüme: Lisette Schürer, Dramaturgie: Oliver Lisewski, Regieassistenz & Abendspielleitung: Bénédicte Gourrin, Inspizienz: Jürgen Meier, Soufflage: Nadim Hussain

Großartige Leistung der fünf Schauspielerinnen und Schauspieler sowohl als Gruppe als auch in vielen Einzelszenen. Sie geben eine Gesellschaft ab, die auf Teufel komm raus versucht, in der Mitte zu bleiben oder in die Mitte zu kommen. (Juliane Voigt, NDR/Radio MV Kulturjournal vom 14.4.22)

Für alle, die feinsinnigen Wortwitz lieben und für alle, die es bunt mögen, ist dieser Kammerspielabend des Theaters Vorpommern ein wahres Feuerwerk. (Christine Senkbeil, Kirchenzeitung MV)


Mark Weil Theater “Ilkhom” (Tashkent, Uzbekistan) – RAND (“The Edge”)

Regie: Maksim Fadeev, 24+25.Dez 2023 und im Repertoire des Theaters, Team @Клара Нафикова, @Askar Urmanov, @Рафаэль Бабаджанов, @Анастасия Сергеева,@Анастасия Прядкина, @Ян Добрынин, @Джо Фокс, @The Illhom Theatre of Mark Weil

            


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Szenische Lesungen

INSZENIERUNG SCHAUSPIELJAHRGANG ATHANOR AKADEMIE PASSAU, R: JOSEF MARIA KRASANOVSKY,  P: 20.06.23

SZENISCHE LESUNG 2023 GOETHE INSTITUT USBEKISTAN, RAND: WOCHE DER DEUTSCHEN DRAMATURGIE, R: MAXIM FARDEEV, 21.Feb

SZENISCHE LESUNG 2021 GOETHE INSTITUTE RUSSLAND, SCHAG-6, RAND: SZENISCHE LESUNG


Gastspiele

Dramatikerinnenfestival Graz, Next Liberty, Regie: Tomas Schweigen (Schauspielhaus Wien), Gastspiel, Juni 2021


Interviews, Kritiken, Material

Schauspielhaus Wien Magazin: E-mail Interview zu RAND, Magazin Nr.1 20/21, Seite 10-11 LINK >>>   LINK >>> 

Schauspielhaus Wien Magazin: Interview zu RAND, Ausgabe 19/20, Magazin #3

Bühne – „Am Rand ist auch der Abgrund“ (Bühne April 2020) LINK >>>

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LESEPROBEN

Dramatis Personae: Einige Astronauten, Einige Soziologen, Eine Soziologin (F), Eine ungerade Anzahl an Tetrissteinen, Ein unbeteiligter Beobachter, Das letzte Einhorn, Chor der Kakerlaken, Ein Priester / Ein Kammerjäger, Ein liebeshungriger Terrorist (M), Polizei/Rettung/Feuerwehr

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TETRISSTEIN

ich bin ein einfacher blauer tetrisstein und ich lebe die weisheiten meiner ahnen und urahnen.

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DIE TETRISSTEINE

tetrisstein ich bin ein tetrisstein.

tetrisstein ich bin auch ein tetrisstein!

tetrisstein hallo!

tetrisstein wollen wir kuscheln?

tetrisstein schau mal, mein rand. sieh mal, meine flächen. zeigt eine ecke. magst du mich da mal anfassen?

tetrisstein uh. das passt ja genau da rein.

sie stecken sich ineinander.

tetrisstein ja, oh ja. oh!

tetrisstein das passt ja genau.

tetrisstein und hier nochmal.

tetrisstein uh!

tetrisstein ah!

die tetrissteine schieben sich ineinander.

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EIN PRIESTER

ein priester läuft über die bühne, verbreitet weihrauch zwischen den zuschauerreihen in voller montur.

ich muss das hier mal kurz ausräuchern. ich kann die armen seelen nicht alleine lassen. muss hier mal zwischendrin kurz die ränder ausräuchern. ich lauf immer mal durch und muss die ränder ausräuchern, die ritzen, damits da nicht fault und stinkt. die sind ja voll die ränder, das ist alles voll.

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DIE SOZIOLOGIN

ich denke viel über die ränder nach, ich bin ja selber nie dort. ich denke ja gerne über die armen geschöpfe am rand von allem nach, es betrifft mich ja nicht. manchmal bekomme ich mitleid mit ihnen, dann streiche ich mit dem finger die statistiken entlang und denke mir, hinter jeder zahl steckt ein mensch, in jeder zahl steckt ein mensch und kommt nicht heraus.

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DER TERRORIST

ist mir scheißegal, ob sie mitsingen.

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ich werde jeden einzelnen von ihnen festnehmen, ich werde jeden einzelnen von ihnen knebeln, ich stopf ihnen einen jutebeutel in den mund, ja dir auch, lach nicht so blöd, ich werd euch alle knebeln.

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haha ich erzähle jetzt etwas, und jeder, der lacht, wird erschossen. nach der reihe. oder jeder, der nicht lacht, wird erschossen. am ende werden alle erschossen, nach der reihe. am ende ist keiner mehr da, aber alle haben es sich gemerkt.

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